Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit - mehr als 60% der Frauen geben Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule während der Schwangerschaft an. [1] Und fast alle der betroffenen Frauen fühlen sich durch die Rücken - Beschwerden im Alltag eingeschränkt und können wegen der Rücken - Schmerzen nicht mehr durchschlafen.
Die Hauptursachen für deine Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind auf zwei körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft zurückzuführen.
Während der Schwangerschaft nimmst du an Körpergewicht zu. Nach Berechnungen der TK ist eine Gewichtszunahme von ca. 12 Kilogramm pro Schwangerschaft normal. [2]
Das bedeutet, dass du während der Schwangerschaft eine höhere Gewichtsbelastung auf deine Gelenke hast. Nichts, was deinen Gelenken einen Schaden zufügt, aber doch dafür sorgen kann, dass die gewichtstragenden Gelenke - Lendenwirbelsäule, Hüftgelenke, Kniegelenke, Sprung- und Fußgelenke - vorübergehend überlastet und gereizt sein können.
Hinzu kommt, dass in der Schwangerschaft etwas mehr als 6 Kilogramm sich im Bauchbereich ansammeln [2]. Die Folge daraus ist eine Veränderung deiner Statik und Haltung. Im Stehen, als auch im Gehen wird deine Lendenwirbelsäule durch das Bauchgewicht vermehrt in ein Hohlkreuz gezogen. Das verändert den Druck im Bereich der Lendenwirbelsäule und kann zusätzlich zu Irritationen und Schmerzen führen.
Neben der Veränderung des Körpergewichtes und der Körperstatik sorgen die hormonellen Veränderungen in deinem Körper auch dafür, dass dein Bindegewebe lockerer wird.
Gelenkbänder werden lockerer und dehnfähiger, damit bei der Geburt dein Becken sich weiter öffnen kann und dein Baby durchpasst.
Durch diese Veränderungen können einerseits Beschwerden im Bereich des ISG begünstigt werden. Denn die Bänder des ISG müssen lockerer werden, damit bei der Geburt der Geburtskanal beweglich genug ist. Gleichzeitig sorgt diese Lockerheit der Bänder am ISG auch für mehr Gelenkbeweglichkeit in der Schwangerschaft.
Durch dieses mehr an Beweglichkeit kann es zu Reizungen der verschiedenen Strukturen um das ISG kommen. Als Folge kannst du Schmerzen im Bereich des Beckenkammes und des ISG spüren.
Da die hormonelle Veränderung nicht nur auf das Bindegewebe und die Bänder am Becken wirkt, sondern auf den ganzen Körper, werden die Bandstrukturen der Wirbelsäule auch lockerer.
Und gerade in Verbindung mit mehr Gewicht und einem stärkeren Hohlkreuz kann diese "Lockerheit" dazu führen, dass Gelenkbereiche übermäßig belastet werden, die in deinem bisherigen Alltag nicht an solche Belastungen gewöhnt waren.
Um die Lockerung der Gelenke und die daraus entstehenden Reizungen zu stützen, spannen die Muskeln im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens stärker an.
Während diese Strategie kurzfristig die Stabilität der Gelenke verbessert und dadurch die Irritationen lindert, führen die Muskelverspannungen dauerhaft zu weiteren Reizungen.
Die erhöhte Spannung der Muskulatur führt zu einem höheren Druck in den umliegenden Gelenken. Die erhöhte Spannung führt zu weiterer Reizung der Gelenkstrukturen.
Ohne Vorerkrankungen führen die oben beschriebenen Veränderungen nicht zu bleibenden Schäden an der Wirbelsäule und ihrer umliegenden Strukturen. Trotzdem können diese schnellen Veränderung vorübergehende Reizung und Empfindlichkeiten an der Wirbelsäule auslösen. Diese nimmst du als mehr oder weniger stark ausgeprägten Schmerz wahr.
Im Normalfall sind Rücken - Schmerzen in der Schwangerschaft zwar äußerst unangenehm, sie stellen jedoch keine ernsthafte Erkrankung oder Gefahr für die Gesundheit dar. Meistens musst du bei Rückenschmerzen nicht direkt deinen Arzt aufsuchen.
Bei folgenden Symptomen solltest du deine Rückenschmerzen während der Schwangerschaft auf jeden Fall ärztlich abklären lassen: [3,4]
Generell solltest du deine Beschwerden von einem Arzt abklären lassen, wenn die Schmerzen so stark sind, dass du dir unsicher bist, was mit deinem Rücken los ist. In diesem Fall gilt lieber einmal mehr abklären lassen, als dir ständig Sorgen um deinen Rücken zu machen.
Wie du bereits oben gelesen hast, werden die meisten Rückenbeschwerden in der Schwangerschaft durch Verspannungen der Rumpf - Muskeln und Überlastungen der Kapsel-Band-Strukturen der Lendenwirbelsäule ausgelöst.
Bei diesen Beschwerden helfen meist einfache Übungen und Hilfsmitteln, die du zuhause anwenden kannst.
Eine einfache, aber meist effektive Übung ist die "Katze-Kuh-Haltung" aus dem Yoga.
Dabei gehst du auf alle Viere - Hände und Knie - und bewegst die Wirbelsäule in Beugung und Streckung. Führe die Bewegung soweit aus, dass du eine leichte Dehnung deiner Muskulatur spürst - jedoch keine Schmerzen. 1-2 Minuten am Stück für mehrere Durchgänge.
Mit dieser Übung dehnst bzw. spannst du im Wechsel deine Bauch - und Rückenmuskulatur an. Auf diese Weise kannst du die Verspannungen der Muskulatur lockern.
Als zweite Übung legst du dich auf den Rücken und stellst die Beine an. Jetzt kippst du deine Knie abwechselnd nach links und rechts. Auch hier gehst du bis zu einer leichten Dehnung und führst die Übung 1-2 Minuten für mehrere Durchgänge aus.
Den ersten Durchgang führst du mit geschlossenen Füßen und Knien aus. Als Variation stellst du die Füße etwas weiter auseinander und kippst die Knie zur Seite.
Bei dieser Übung werden im Wechsel die seitlichen Bauch- und Rumpfmuskeln gedehnt und angespannt, womit du Verspannungen in diesen Muskeln lockern kannst.
Beide Übungen kannst du mehrfach am Tag ausführen.
Als weiteres Hilfsmittel kannst du mit einem Kirchkernkissen, mit einer Wärmeflasche oder einer Heizdecke die Muskulatur im Bereich Lendenwirbelsäule und Becken/Gesäß lockern. Am besten legst du dir mehrmals täglich dein Wärmekissen etc. für 10-15 Minuten auf den schmerzhaften Bereich der Wirbelsäule. Zusätzlich findest du hier Tipps, um deine Schlaf- bzw. Liegepositionen zu modifizieren, dass du weniger Schmerzen hast.
Häufig hilft es auch, wenn du die Bewegungen, die im Alltag Schmerzen auslösen, abwandelst, damit du weniger Schmerzen hast.
Zum Beispiel hilft es, wenn du dir beim Sitzen ein Kissen in die Lendenwirbelsäule als Unterstützung legst und beim Aufheben von Gegenständen stärker in die Knie gehst und weniger aus der Oberkörper-Vorbeuge die Bewegungen ausführst.
Hier gibt es kein Patent-Rezept, eher die Empfehlung drauf zu achten, welche Bewegungen Schmerzen und Irritation in der Wirbelsäule auslösen und wie du die Bewegungen variieren kannst, damit sie weniger Schmerzen auslösen.
Wenn die oben beschriebene Strategie nicht hilft, ist Physiotherapie eine vielversprechende Behandlung für Schwangere mit Rückenschmerzen.
Innerhalb der Therapie können sowohl passive Maßnahmen, wie manuelle Therapie und Massagetechniken zur Lockerung der Verspannungen eingesetzt werden.
Aber auch individuelle Übungen und ein auf deine Bedürfnisse zugeschnittenes sanftes Sport - Programm, um deine Rumpfmuskulatur zu lockern und die Kapsel-Band-Strukturen der Wirbelsäule zu beruhigen.
Wichtig ist, dass du dir einen Therapeuten oder eine Therapeutin suchst, der sich mit dem Thema Schwangerschaft auskennt.
In den meisten Fällen lassen die Rückenschmerzen während der Schwangerschaft nach der Geburt sukzessive nach und werden in den meisten Fällen ohne intensive Therapie alleine verschwinden.
Wenn sich der Hormonstatus nach der Schwangerschaft wieder normalisiert, deine Bänder und dein Bindgewegebe wieder fester werden und du das Gewicht der Schwangerschaft verlierst, bilden sich die Ursachen deiner Rückenbeschwerden wieder ganz von alleine zurück.
Mit den hier genannten Übungen kannst du den Prozess selber aktiv unterstützen und vorübergehende Schmerzen und Verspannung gut lindern.
Wichtig: Die hier gezeigten und erklärten Übungen bzw. Hilfsmittel sind natürlich nur Anhaltspunkte, ersetzen aber weder die fachkundige Untersuchung und Beratung durch einen Arzt, noch die Behandlung durch einen erfahrenen Therapeuten.
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15229002
[3] https://www.nhs.uk/conditions/pregnancy-and-baby/backache-pregnant/
[4] https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/pregnancy-week-by-week/in-depth/pregnancy/art-20046080/